Von der Industrie zur Kunst

Adi Hansemann im Gespräch

Adi Hansemann ist von Anfang an im IKFA dabei. Beruflich war Adi viele Jahre als Ingenieur in der Halbleiterindustrie tätig. Jetzt, im Ruhestand, ist er Coach und beschäftigt sich intensiv mit Embodiment. Adi ist also kein klassischer Künstler und Kulturschaffender. Dennoch hat er im IKFA seinen fixen Platz. Lass uns herausfinden, warum das so ist und was es mit Embodiment auf sich hat.

Adi Hansemann am Wasser

Adi Hansemann
© Ivo Doncev 

IKFA: Aus Deiner Kurzvorstellung kann ich keinerlei Beziehung zu Kunst herauslesen. Wie kommt es, dass Du zum IKFA gefunden hast?

Adi: Nun, dass ich zu Kunst keinerlei Beziehung hätte, kann man so nicht sagen. Ich stamme aus einer Familie, in der Musik ganz großgeschrieben wurde. Allein dadurch ist eine Affinität zu Kunst da. Des Weiteren habe ich in jüngeren Jahren viel fotografiert und vor 10 Jahren habe ich einen Ausflug zur Pinhole Fotografie gewagt. Beides nicht bloß, um zu dokumentieren, sondern vor allem, um künstlerisch zu gestalten. Musik wie Fotografie sind Talente, die derzeit in mir schlafen.

Zum IKFA bin ich tatsächlich nicht über die Kunst gekommen. Es war meine Stimme, beziehungsweise Probleme mit meiner Stimme, die mich zu René Oblak führten. Während der Arbeit an „der Reise zu meiner Stimme“ war recht bald klar, dass einiges zwischen uns in Resonanz ging. So eröffnete mir René, dass er mit etwas größerem schwanger ging und mich gerne dabeihätte. Zwei Jahre später war es so weit. René erzählte mir von der bevorstehenden Gründung des IKFA und mir war klar, da will ich dabei sein.

IKFA: jetzt wissen wir aber immer noch nicht, was Dich dazu veranlasst hat, beim IKFA anzubeißen.

Adi: das ist ganz einfach. Alle Punkte, die Du auf der Homepage das IKFA unter „Unsere Vision“ findest. Insbesondre die Punkte

  • Träume müssen erfüllt werden

und

  • Ein Netzwerk von Kreativen, Querdenkern und Chancen

Ja, Träume müssen erfüllt werden!
Mir war es als Jungem nicht möglich, mir den Wunsch vom Fliegen zu erfüllen. Heute ist es mir ein Anliegen, insbesondere jungen Menschen dabei zu helfen ihre Träume wahr werden zu lassen.

IKFA: Wo siehst Du Deinen Platz im IKFA? Wie wirst Du Dich in die Gemeinschaft einbringen und welchen Nutzen glaubst Du wird es Dir bringen?

Adi: Meinen Platz sehe ich an der Seite der Menschen, die sich ihre Träume erfüllen möchten. Viele Träumer träumen nur im Kopf. Damit jedoch Träume wirklich wahr werden können, ist das zu wenig. Der Traum muss im ganzen Körper präsent sein. Kopf und Körper müssen wieder gut verbunden sein, eine Einheit bilden.
Bei kleinen Kindern ist das noch der Fall. Leider „köpft“ unsere westliche Leistungs- und Konsumgesellschaft unsere Körper. Erziehung, Schule, Erfordernisse im Beruf sind es, die diese Trennung verlangen und unsere neuen Technologien befeuern das noch. Das Ergebnis: wir leben fast nur im Kopf.
Mit Embodiment kann ich einen guten Beitrag leisten, dass die Träumer wieder ganz werden, sich Kopf und Körper wieder verbinden und nicht einer den anderen beherrscht.
Daraus ergibt sich insbesondere für alle, die sich auf einer Bühne bewegen wollen und müssen, dass sie durch diese Verbundenheit automatisch zu einer natürlichen Sicherheit im Auftreten und zu  Authentizität finden.

Mein Jugendtraum Pilot zu werden hat sich nicht erfüllt. Das IKFA wird mich bei der Verwirklichung eines anderen Traumes unterstützen können.
Ein Teil in mir träumt davon einmal auf einer Bühne zu stehen und in den Augen meines Publikums zu sehen, wie es begeistert mit mir mitgeht. Begeistern möchte ich die Menschen für Embodiment. Und was mich antreibt ist die Vision hinter diesem Traum. Ich sehe eine Gesellschaft, die ohne Hierarchien, ohne Regierungen, ohne Polizei und ohne Militär auskommt. Eine Gesellschaft in der die Menschen in Respekt und Verbundenheit miteinander leben.

Ob diese Vision jemals Wirklichkeit werden wird, bleibt dahingestellt. Einen ersten Schritt dorthin kann ich jedenfalls unterstützen, indem ich möglichst vielen Menschen mit Embodiment dabei helfe sich wieder selbst mit sich zu verbinden. Kopf und Körper wieder zu vereinen. Denn diese Verbindung mit sich selbst ist die Voraussetzung dafür, sich mit anderen Menschen wirklich verbinden zu können.

IKFA: Eine wunderschöne Vision. Doch welche Rolle kann das IKFA bei der Erfüllung dieses Traumes spielen?

Adi: Hier kommt einerseits Punkt zwei der IKFA Vision zum Tragen. „ein Netzwerk von Kreativen; Querdenkern und Chancen“. Durch dieses Netzwerk kann sich meine Idee verbreiten.

Zum anderen bietet das IKKA eine große Anzahl an Workshops an, die mir dabei helfen, mich dorthin zu entwickeln, dass ich auf der Bühne als Sprecher bestehen kann, wenn es so weit ist.

IKFA: Du hast jetzt etliche Male von Embodiment gesprochen. Um ehrlich zu sein, darunter kann ich mir nicht wirklich etwas vorstellen. Was verstehst Du darunter?

Adi: Embodiment ist der englische Begriff für Verkörperung und hat sich als Überbegriff für eine Vielzahl von Arten der Körperarbeit im therapeutischen Sinn, im Coaching oder im Schauspielunterricht etabliert. Auch mit Körpersprache gibt es eine große Überschneidung. Gemeinsam ist allen Arten von Embodiment, dass es nicht um das bloße erlernen bestimmter Bewegungen und Haltungen geht, sondern darum, Gefühle und Haltungen wirklich zu verkörpern und damit zu etwas eigenem zu machen. So entsteht dann Authentizität.

Ich persönlich unterscheide zwischen zielgerichtetem Embodiment, das ich im Coaching verwende um gewünschte Zielvorstellungen zu erreichen und dem absichtslosen Embodiment, dessen Wirkung völlig offen ist. Wenn ich in unserem Gespräch von Embodiment gesprochen habe, war das absichtslose Embodiment gemeint.

IKFA: Was um Gottes Willen soll ich mir unter absichtslos vorstellen und was für einen Sinn macht es, etwas ohne Absicht zu tun?

Adi: Gute Frage! Um ehrlich zu sein, ganz so absichtslos ist das ganze auch nicht. Natürlich wollen wir am Ende des Tages etwas erreichen. Zum Beispiel: den Stresslevel senken, mehr Authentizität ins Leben zu bringen, die Resilienz erhöhen oder zu lernen, bei Bedarf das Nervensystem zu regulieren. Doch das sind Ziele, die wir erst nach längerer Übungspraxis erreichen werden.

Absichtslos zu üben heißt, im Moment des Übens keine bestimmte Wirkung zu erwarten. Nicht zu üben, UM unmittelbar etwas ZU erreichen. Da ist Embodiment in erster Linie eine Achtsamkeitsübung. Wir lernen unseren Körper im Hier und Jetzt wahr zu nehmen. Wir spüren in den Körper und nehmen wahr, was JETZT ist. Dann machen wir eine Übung, wir schütteln uns zum Beispiel, um danach wieder in den Körper zu fühlen. Wie fühlt er sich jetzt an? Hat sich etwas zum Zustand vor der Übung verändert? Was hat sich verändert? Spüre ich überhaupt etwas?

Wichtig ist dabei im Kopf kein Konzept zu verfolgen. Es gibt auch nichts, was man fühlen soll oder nicht fühlen darf. Zu fühlen, was wirklich JETZT im Körper ist und nicht zu denken, was man fühlen sollte. Sonst fühlt man nicht wirklich, sondern glaubt zu fühlen.

Es geht also um die unmittelbare Wahrnehmung und es ist wichtig zu akzeptieren, dass jeder anders wahrnimmt und dass auch die eigene Wahrnehmung nicht immer gleich ist. Ein und dieselbe Übung kann sich an unterschiedlichen Tagen einmal angenehm anfühlen, ein anderes mal eine unangenehme Erinnerung triggern.

Nur so schaffen wir es mit unserem Körper wirklich in Verbindung zu gehen. Das fällt umso leichter, je besser es uns gelingt uns beim Üben wie kleine Kinder zu fühlen, die einfach Spaß und Freude daran haben sich zu bewegen und ihren Körper zu erkunden.

Das waren jetzt viele Worte. Dabei gibt es da gar nicht viel zu verstehen. Besser ist es, Embodiment ohne nachzudenken einfach zu probieren und selbst zu erleben.

IKFA: Kannst du uns schon was darüber erzählen, was du gemeinsam mit dem IKFA in Kürze für unsere Mitglieder anbieten wirst?

Adi: René hat mich gebeten für die Mitglieder des IKFA etwas cooles anzubieten. Nicht nur eine Probesession oder so, sondern etwas mit wirklichen Tiefgang und vor allem, mit dem Fokus auf das was die Menschen im Moment besonders brauchen – Verbundenheit, Selbstbewusstsein, Erdung und ein Netzwerk, eine Community. Wir sind noch nicht ganz fertig aber so viel kann ich schon verraten, es wird vielen Menschen dabei helfen das Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit zu entwickeln. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr darauf loszulegen.

IKFA: Lieber Adi, vielen Dank für deine Zeit, deine Offenheit und deine Begeisterung. Es tut gut so wunderbare Menschen wie dich in unserem Forum zu wissen.