
Rückblick auf Valerie Tschidas erste Personale im Schloss St.Martin
Rückblick auf Valerie Tschidas erste Personale im Schloss St.Martin
Dipl. Päd.in Ing.in Anna Thaller, Duanna Mund und Valerie Tschida im Gespräch
Interview von Kathrin Schimak
Anfang März war die Eröffnung der ersten Personale von Valerie im Schloss St. Martin. Anna Thaller, wie ist es dazu gekommen, dass du Valerie zu dieser Ausstellung eingeladen hast?
Anna Thaller:
Vor zwei Jahren hat es bei uns im Schloss St. Martin eine Ausstellung vom Werkbund Graz gegeben. Ich glaube, es waren 20 Künstler*innen beteiligt. Meine Aufgabe ist dann immer, ein Kunstwerk für das Schloss St. Martin auszusuchen. Es waren viele Großformate und viele tolle Werke dabei. Ich habe mir das kleinste aller Werke ausgesucht, denn das war ein Portrait von Valerie Tschida. Dieses Portrait hängt bei mir im Büro. Und alle Dinge, die so nah bei mir hängen, haben einen besonderen Stellenwert für mich. Ich habe ja eine Bewerbungsliste für die Personale zur Förderung junger Künstler*innen und diese Liste ist immer lang, doch Valerie war für mich sofort klar. Ich habe dann meine Liste durchsortiert, noch einmal nachgeschaut, bin ich da fair genug. Valerie hat die Personale bekommen, denn ich hatte noch keine Einzelausstellung von ihr gesehen. Ich hatte Einzelwerke gesehen, auch bei ihr in der Galerie, im Atelier. Gleichzeitig habe ich mir gedacht, wenn ich ihr eine Personale schenke, dann entfaltet sich dein Potenzial noch besser.
Valerie Tschida:
Ich kann sagen, das ist genau so passiert.
Anna Thaller:
Das ist ja immer Ansporn auch, damit man sich ins Zeug legt, weil man weiß, es gibt einen Termin und man möchte dort glänzen. Eines war für mich noch ganz wesentlich: Warum habe ich eine Frau gewählt? Erstens, weil ich junge Frauen und Künstlerinnen fördern möchte, zweitens, weil ich Steirerinnen fördern möchte und zum Dritten, weil mir klar war, wir brauchen ein Statement zum internationalen Frauentag und das war STARK.WEIBLICH.SELBSTBESTIMMT. Du hast das gut gefüllt.
Valerie Tschida:
Vielen Dank. Ja, es war auch wirklich eine Challenge, muss ich sagen. Besonders herausfordernd für mich war, aus der großen Masse an Bildern, die zum Thema passen und auch möglichst neu sein sollten, eine Art Gesamtwerk zusammenzubringen.Ich bin sehr wandelhaft in meiner Darstellungsweise. Aus dem heraus etwas zusammenzubringen, das man dann in einen Raum hängen kann und die Betrachtenden wirklich das Gefühl haben, das ist etwas, das zusammen gehört, wo irgendwo ein roter Faden durchläuft, war wirklich schwierig. Da bin ich teilweise an meine Grenzen gekommen und habe gemerkt, diese Arbeitsweise ist für mich herausfordernd. Das war eine ganz neue Erfahrung.
Anna Thaller:
War dies gleichzeitig auch die Möglichkeit am Punkt zu bleiben, bei deinem Thema dran zu bleiben?
Valerie Tschida:
Ja, die Intensität der Arbeit hilft dann natürlich. Wenn man wirklich jeden Abend im Atelier steht und jeden Abend malt, das macht schon was. Man kommt dann so richtig rein. Nach der Ausstellung war am Abend der Gedanke da: “So, was mach’ ich jetzt?” Plötzlich so viel Zeit, was mach’ ich mit der vielen Zeit. Das war schon schräg.
Ja und Duanna Mund war dann immer live dabei, weil ich ihr immer, sobald was im Atelier fertig war, oft spät nachts Fotos geschickt habe. Von meiner Seite war relativ schnell klar, dass es schön wäre, Duannas Texte als Ergänzung dazu zu nehmen, sodass man Bilder hat, aber dann auch die Worte dazu. Das ist so unser Prozess, den wir seit Jahren betreiben, mal mehr, mal weniger intensiv. Aber ich schätze die Zusammenarbeit sehr, eben diese Kombination.
Anna Thaller:
Das scheint beim Prozess aufgegangen zu sein und ganz sicher bei der Ausstellungseröffnung. Da hab ich dich, Duanna zum ersten Mal kennengelernt und da haben wir auch deine Worte gehört, die so eng verbunden sind mit den Werken der Valerie.
Duanna Mund:
Das stimmt! Valerie ist auf mich zugekommen und hat gesagt: “Ich möchte dich bei der Vernissage dabei haben!” Da hab ich mich sehr wertgeschätzt gefühlt und ich habe gewusst, das wird was, weil wir uns schon sehr gut kennen und weil wir wissen, dass wir einander als eigenständige Persönlichkeiten achten und fördern. Wir haben eine Zusammenarbeit seit mittlerweile fünf Jahren. Begonnen haben wir mit einer Ausstellung “Schizoide Kunst” meiner Schwester, das war eigentlich zwischen zwei Lockdowns zur Coronazeit und das hat uns die Möglichkeit gegeben in einer Zeit in der Kulturell nicht so viel gelaufen ist, hier ganz experimentell auf mein literarisches Werk, den Roman Panoptes und diese Kunst im Rahmen einer Ausstellung, einzugehen.
Und da haben wir uns ein bissi verliebt, also ich zumindest in dich.
Ja und dann hat sich ganz automatisch aus diesem lockeren und leichten Zusammenwirken eine Zusammenarbeit ergeben, über den Literaturclub Graz. Dort bin ich steuerndes Mitglied und dann haben wir den literarischen Divan begonnen, bei Valerie in der Galerie. Da werden immer wieder literarische Werke zu den jeweiligen Ausstellungen verfasst, wenn die Künstler*innen das wollen und wir inspiriert sind und alles passt.
Valerie:
Das sind oft sehr lebendige Prozesse.
Duanna Mund:
Aus der Geschichte heraus – die Thematik zum Weltfrauentag hat mich natürlich sehr angesprochen. Mir ist dann sofort ein Begriff eingefallen – FRAUDICH – denn es hat was mit Mut zu tun, sich als Frau im Ganzen zu zeigen, besonders in der Literatur mit allen Aspekten, die wir Frauen haben, dazu gehört auch die Erotik, die Sinnlichkeit, die Ganzheitlichkeit.
Anna Thaller:
Das könnte man schön zusammenfassen mit -Frau trau dich.
Duanna Mund:
Genau das ist gemeint, und es ist super, wenn man es auch mal ausspricht.
Anna Thaller:
Es hat ja auch bei der Ausstellungseröffnung einen wirklich schönen Bogen gemacht, zu all diesen Werken, die wir hier in den vielen Räumen des Schlosses St. Martin sehen. Einerseits natürlich im Großen Saal, andererseits im Südturm, im Kakaozimmer, wo du ja punktgenau ein Stück weit für die Räumlichkeiten gearbeitet hast. Das heißt, es ist auch ein experimentelles Arbeiten gewesen, sich an eine Wandfarbe anzunähern, oder zu schauen, wie geht das zusammen. Wenn wir hier die Wandfarbe im Kakaozimmer sehen, weiß man, da muss man darauf reagieren.
Valerie Tschida:
Genau das war auch das Schöne daran, so ist wirklich etwas ganz Individuelles und Maßgeschneidertes für diese Räume entstanden. Das war einerseits die Challenge und andererseits ist es so schlüssig, etwas für einen Ausstellungsraum zu machen, weil es eben kein Messestand ist, mit cleaner, weißer Wand, wo man einfach alles x-beliebig hinhängen kann. Und die Räume verlangen danach, da kommt man gar nicht drum herum.
Anna Thaller:
Das ist auch das Besondere am Schloss und für mich ist das Besondere, dass es ja ein Bildungshaus ist, es gehört dem Land Steiermark, und dass die Ausstellungen praktisch im Seminarraum hängen. So kommen Seminarteilnehmende ganz niederschwellig mit Kunst in Berührung, ohne dass sie in eine Galerie gehen, sitzen sie einen Tag oder auch mehrere Tage lang in einer Galerie, als Seminarraum. Diese Kombination ist ein so unaufdringlicher Zugang zu Kunst und Kultur. Mein Zugang ist ja immer, wir sind ein Bildungshaus, Kunst bildet und die Kunst braucht ihren Raum. Und den hat sie hier in St. Martin in ganz besonderer Weise. Und die Kunst braucht auch zeitlich ihren Raum. Das ist das, was ich selber als Künstlerin auch erlebe. Wenn ich mich nicht frei schaufle, dann gibt es keinen Raum für meine eigene Kunst.
Duanna Mund:
Dann haben wir noch einen atmosphärischen Raum. Das ist auch so wichtig, denn die Menschen, die hier ein und aus gehen, gehören dazu, natürlich nicht nur die wunderschöne Lage des Schlosses, auch das Ambiente und die Menschen. Das schwingt alles mit und stärkt sich.
Anna Thaller:
Mein Ziel ist seit 14 Jahren, dass ich aus jeder Veranstaltung ein Gesamtkunstwerk machen will. Weil ich immer denke, es braucht vom Ambiente, über den Inhalt, was wir sehen, was wir erspüren, was wir reflektieren, bis zum richtigen Glas, zum Kaffee, zur Deko, … das ist ein Bogen der sich darüber spannt, der dann letztendlich eine Veranstaltung, so wie deine Vernissage auch zu einem Gesamtkunstwerk macht. Dieser Abend war ja eine vielfältige Schau von einerseits natürlich deiner Kunst an der Wand, das war die Schau der Live-Performance, das war der Tanz, das war die Literatur, die Musik. Das war ja ein ganz vielfältiges Ereignis.
Valerie Tschida:
Ja, es war ein sehr stimmiges und schönes Gesamtbild. Es hat viele Leute erreicht.
Zur Performance, die ich bei der Vernissage aufgeführt habe, möchte ich noch sagen, das war für mich ein erster Test, ob dieses Format mir erstens liegt, zweitens ob ich mich wirklich darüber trau und drittens, ob das Publikum positiv darauf reagiert. Und ich muss sagen, die Rückmeldungen waren derart schön und intensiv und berührend. Da war wirklich alles dabei, von Gänsehaut bis Tränen in den Augen. Für mich ist jetzt klar, dass ich das definitiv weiter machen werde. Am Montag habe ich meine erste richtige Tanzstunde.
Anna Thaller:
Und es war unglaublich dynamisch.
Was ist nun die Botschaft, die ich aus diesem Abend mitnehmen kann? Der Abend hat gezeigt, wie du interdisziplinär die Künste im wahrsten Sinne des Wortes verbunden hast.
Valerie Tschida:
Vielen Dank für diesen Rahmen! Man muss auch sagen, Schloss St. Martin hat einen Ruf. Das ist schon eine Ehre.
Valerie Tschida, Künstlerin und Betreiberin der upTownArt Galerie in der Grazer Sporgasse
Anna Thaller, Direktorin des Bildungshauses Schloss St. Martin, Vorsitzende der ARGE BHÖ, Künstlerin
Duanna Mund, Literatin, steuerndes Mitglied des Grazer Literaturclubs, ausgebildete Musikerin
Impressionen des Events
© IKFA